Ausbildung zum IT-Systemkaufmann Deutsche Telekom

Deutsche Telekom
Sind die Leistungen der Telekom wirklich so teuer wie es scheint? Foto: 360b/Shutterstock.com

Es war das Jahr 2008. Nach dem Abschluss der Höheren Handelsschule hielt ich Ausschau nach interessanten Ausbildungsstellen zum IT-Systemkaufmann. Die Deutsche Telekom genoss bei meinen Bewerbungen oberste Priorität, da der Mobilfunk-Bereich für mich sehr attraktiv war. So viel vorweg: Ich war einer von fünf glücklichen Bewerbern, die sich über eine Zusage freuen durften.

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Im Folgenden möchte ich meine gesammelten Erfahrungen mit euch teilen und auf positive als auch negative Aspekte eingehen, die eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann bei der Deutschen Telekom mit sich bringen kann.

Das Bewerbungsverfahren

Das Bewerbungsverfahren gliedert sich in drei Teile: Einstellungstest, Assessment Center und Vorstellungsgespräch. Drei Hürden also, die alle Auszubildenden der Deutschen Telekom absolviert haben müssen. Die Bewerbung wird in der Regel zuvor online auf der Website der Deutschen Telekom vorgenommen.

Einstellungstest (schriftliche Auswahlverfahren)

Der große Einstellungstest ist die erste Hürde, die es zu bewältigen gilt. Dabei sollte man als Bewerber möglichst entspannt an die Sache herangehen. Vorbereiten kann man sich im Prinzip nicht, da der Einstellungstest aus einem großen Mix an Aufgaben besteht. Neben Sprach- und Mathematik-Kenntnissen werden auch Dinge abgefragt, die dem Allgemeinwissen zuzuordnen sind. So erinnere ich mich beispielsweise an die Frage, wie viele Saiten eine akustische Gitarre hat. Die Fragen konnten alle per Multiple-Choice beantwortet werden. Man hatte also auch bei relativ wenig Ahnung noch die Chance, per Zufall einen Treffer zu landen.

Am Tag des Einstellungstestes saß ich mit ungefähr 50 Mitbewerben in einem großen Saal. Ähnlich wie in der Schule gab es nach der Begrüßung eine kurze Einführung und dann ging es auch schon los. Ich glaube der Einstellungstest hat in etwa drei Stunden in Anspruch genommen. Am Ende verließ ich den Raum mit eher schlechtem Gefühl. Gerade im Bereich Mathematik geriet ich ein wenig unter Zeitdruck, weshalb ich die ein oder andere Aufgabe auslassen musste. Wie sich wenige Wochen später zeigte, war dieses Gefühl aber völlig unbegründet.

Assessment Center + Vorstellungsgespräch (mündliche Auswahlverfahren)

Ich bekam eine Einladung zum sogenannten “mündlichen Auswahlverfahren”, was im Prinzip mit einem Assessment Center gleichzusetzen ist. Ich wurde gemeinsam mit sechs Mitbewerbern in einen Konferenzraum geführt. Nachdem sich die vier anwesenden Telekom-Fachkräfte vorgestellt hatten, wurde uns Bewerbern der Ball rüber gespielt. Wir sollten uns der Reihe nach vorstellen. Da ich merkte, dass die Anderen unsicher waren und zögerten, fragte ich in die Runde, ob es ok ist, wenn ich anfange. Wie ich später erfuhr, kam das bei den Vorgesetzten super an. Also nur Mut und ergreift ruhig die Initiative. Im weiteren Verlauf sollten wir uns eine halbe Stunde lang Gedanken zu einem politischen Thema, in dem Fall “Förderung von verhaltensauffälligen Jugendlichen”, machen und unsere Ideen vortragen. Eigentlich kein großes Problem, so lange man die Ruhe bewahrt und sich nicht selbst unter Druck setzt.

Nach 1 ½ Stunden war das Assessment Center dann passé und ich trat die Heimreise an. Gerade zu Hause angekommen erreichte mich ein Anruf des Ausbildungsleiters der Deutschen Telekom. Ich war einer von fünf Personen, die den Ausbildungsberuf des IT-Systemkaufmann bei der Deutschen Telekom erlernen durften.

Die Ausbildungszeit

Die Ausbildungszeit habe ich größtenteils in positiver Erinnerung. Vorteilhaft ist, dass bei der Telekom alles durchorganisiert ist. Während der gesamten Ausbildungszeit achtete der Ausbildungsleiter strikt darauf, dass die von der IHK im Ausbildungsrahmenplan definierten Ausbildungsinhalte im Rahmen der Betriebseinsätze vermittelt werden. Betriebseinsätze sind bei der Telekom so etwas wie interne Praktika. Man schnuppert also in unterschiedliche Abteilungen rein und fährt auch mal im Außendienst mit. Zwischen den Betriebseinsätzen gibt es in regelmäßigen Abständen theoretische Lernphasen, die man in der Bbi (Berufsbildungszentrum) verbringt. Diese gelten unter den Auszubildenden als sehr beliebt, da es sehr locker zu sich geht. Im Prinzip ist hier eingeständiges Arbeiten gefragt – entweder man tut etwas für seine Ausbildung und bildet sich fort, oder man macht sich ein paar entspannte Tage und flutscht eben so mit. Jedem das seine.

In unregelmäßigen Abständen finden auch immer wieder interne Events statt, in denen sich die Auszubildenden unterschiedlicher Standorte und Ausbildungsberufe besser kennen lernen und Erfahrungen austauschen können. Dies ist sicher ein Genuss, in den nur Auszubildende von großen Unternehmen wie der Deutschen Telekom kommen. Es hat jedenfalls immer sehr viel Spaß gemacht und es war eine willkommene Abwechslung zu der ansonsten doch sehr lehrintensiven Ausbildungszeit.

Zum Schluss noch etwas Negatives

Auch wenn der Großteil der Ausbildung wirklich viel Freude gebracht hat, verließen viele Auszubildende am Ende das Unternehmen mit trauriger Miene.

Hintergrund: Zu Beginn der Ausbildung war von großartigen Übernahme- und Karrierechancen die Rede. Es wurde in jedem Ausbildungsberuf der jeweils beste Azubi ausgezeichnet (so auch ich), der quasi eine hundertprozenitge Übernahmechance haben sollte. Hatte ich auch. Ich bekam eine Vollzeitstelle im Telekom Callcenter in Bielefeld angeboten. Alle anderen offenen Stellen wurden innerhalb der Abteilungen oder Standorte vergeben. Für mich als Auszubildender “vom Land” blieb die Lage also aussichtslos, auch wenn ich einen Umzug in Kauf genommen hätte. Die Vorstellungsgespräche verliefen gut, endeten aber damit, dass sie sich für einen Absolventen des eigenen Standortes entschieden hätten. Das war etwas, was mich wirklich frustriert hat und mich letztlich auch dazu bewogen hat, andere Wege zu gehen. Fernab der Telekom ;).

2 Kommentare

  1. Ein sehr schöner Kommentar.
    Ich danke ihnen vielmals. Da ich morgen auch ein Vorstellungsgespräch bei der Telekom in Bonn, für die Ausbildung IT-System-Kaufmann habe, probiere ich mich ein bisschen vor zu bereiten.

    Allerdings ist dies relativ spontan und wie es scheint (und ich es hoffe) ohne Assesment-Center.

    Also vielen Dank für Ihre geteilte Erfahrung.

    LG
    Robert Vogel

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