Wer durfte sich diesen Spruch auch schon während Ausbildungszeit anhören?
Lehrjahre sind keine Herrenjahre!
Doch heißt das im Umkehrschluss auch, dass der Auszubildende gleichgestellt mit einem Hiwi (Hilfskraft/Hilfswilliger) ist?
Eines ist wohl klar: Der Auszubildende möchte etwas lernen und für das spätere Berufsleben bestmöglich vorbereitet werden. Und dafür ist vor allem der Arbeitgeber, in Persona der Ausbildungsleiter, verantwortlich.
Die Geschichte
Ich erinnere mich an meine erste Ausbildung als IT-Systemkaufmann zurück. Richtig, die Erste … denn mein Ausbildungsbetrieb ging, als ich gerade im zweiten Lehrjahr war, in die Insolvenz. Soviel vorweg ;).
Auf jeden Fall war es dort die Regel, dass die Auszubildenden kurz vor der Mittagspause losfuhren und für die ganze Belegschaft das Mittagessen einkauften (gezahlt hat -gott sei Dank- die Firma). Auch war es ganz normal, dass man als auszubildender IT-Systemkaufmann wochenlang auf dem Lager aushalf, sofern eine Fachkraft aus dem Lager krankheitsbedingt ausgefallen ist.
Darüber hinaus konnte ich als angehender IT-Systemkaufmann in Sachen IT-Systeme und Netzwerke kaum etwas lernen. Obwohl die Firma sozusagen in der Netzwerkbranche tätig war (Reseller von Netzwerk-Equipment) mangelte es dort an IT-Fachkräften. Hauptsächlich war ich schließlich im sogenannten “Backoffice” tätig. Ich durfte die Ablage machen und Rechnungen abheften. Plump gesagt.
Die gesamte Belegschaft war überrascht, als es plötzlich zur Insolvenz kam, da der Geschäftsführer immer beteuert hatte, dass die Geschäfte prima laufen würden. Für mich war es zu dem Zeitpunkt (Dezember) sehr schwer und letztendlich unmöglich auf die schnelle einen Ausbildungsplatz zu finden, an dem ich meine Ausbildung fortführen könnte. Auch auf Hilfe der IHK hoffte ich vergebens. Schlussendlich beendete ich meine Ausbildung dort und nutzte die Chance, um mein Fachabi (Höhere Handelsschule) zuende zu machen.
Im Nachhinein betrachtet die beste Lösung. Denn nach Abschluss der Höheren Handelsschule bestand ich das Auswahlverfahren bei einem großen Telekommunikationsunternehmen und konnte meine Ausbildung dort beenden. Ich habe allerdings die kompletten drei Jahre gemacht, da ich die Ausbildungsinhalte noch mal vernünftig vermittelt bekommen wollte.
So die Kurzfassung.
Wenn ich heute noch mal in der Situation wäre:
Was würde ich heute anders machen? Vieles!
Ich würde zum Beispiel von Anfang an kundtun, dass es mir wichtig ist, die erforderlichen Ausbildungsinhalte gemäß der Ausbildungsrichtlinien vermittelt zu bekommen.
Die IHK Nordwestfalen stellt zum Beispiel einen Ausbildungsrahmenplan für IT-Systemkaufleute zur Verfügung (http://www.ihk-nordwestfalen.de/fileadmin/medien/02_Wirtschaft/22_Aus-_und_Weiterbildung/00_Ausbildungsbetriebe/Ausbildungsberufe_A_-_Z/Rahmenplaene/RP_IT-Systemkaufmann.pdf). An Hand dieses Plans kann man als Auszubildender sehen, wo man steht und was man noch lernen sollte. Der Betrieb sollte von dem Ausbildungsrahmenplan auf jeden Fall auch in Kenntnis gesetzt werden!
Des Weiteren sollte man, sofern sich über lange Zeit nichts ändert, rechtzeitig nach einem alternativen Ausbildungsbetrieb umschauen und dabei auch initiativ tätig werden. Das ist vor allem dann wichtig, damit ihr nicht am Ende mit leeren Händen da steht, so wie es mir passiert ist.
Hört auf euer Bauchgefühl!
Oft merkt man schon selbst, ob etwas richtig läut oder nicht. Auch im jungen Alter. Hört auf euer Bacuhgefühl und agiert rechtzeitig (siehe oben) – damit vermeidet ihr, dass ihr am Ende in einer Sackgasse steht und ihr könnt euch noch rechtzeitig aus der Schlinge befreien.
Ausbildung: ja, auf jeden Fall – aber nicht um jeden Preis!
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