Burnout: Ursachen, Warnsymptome und Risikofaktoren

Burnout: Ursachen, Warnsymptome und Risikofaktoren
Ein Burnout ist ein schleichender Prozess und daher für die Betroffenen oft schwer wahrzunehmen. Foto: geralt/pixabay.com

„Ich habe ein Burnout“

Dieser Satz ist immer häufiger zu hören bei Menschen, die das Gefühl haben, ihre seelische Lebendigkeit verloren zu haben, chronisch erschöpft zu sein oder nur noch zu funktionieren. Mittlerweile wird der Begriff Burnout auf alle Lebensbereiche angewandt, so wird von einem „Mütter-Burnout“, einem „Schüler-Burnout“, einem „Eltern-Burnout“ etc. gesprochen. Diese Verwässerung des Begriffs Burnout ist nicht hilfreich, da für verschiedene Lebensbereiche unterschiedliche Belastungsfaktoren bestehen. So unterscheidet sich das „Mütter-Burnout“ von einem berufsbedingten Burnout z. B. dadurch, dass die Belastung der Mutter durch die Fürsorge und Verantwortung für das Kind eine andere Art der Belastung darstellt als beruflicher Stress. Im nachfolgenden Text wird Burnout in seiner ursprünglichen Version verwendet, also bezogen auf den Arbeitsbereich.

Definition eines Burnouts

Burnout ist ein pathologischer und kontinuierlicher Abbau von Idealismus, Kraft, Zielstrebigkeit und Einfühlungsvermögen in Verbindung mit disponierenden Arbeitsbedingungen. Burnout ist ein schleichender Prozess und daher für die Betroffenen oft schwer wahrzunehmen.

Der Burnout-Prozess kann unbeeinflusst in einer Erschöpfungsdepression enden, die eine Psychotherapie eventuell in Kombination mit einem Medikament erfordert.

Ursachen eines Burnouts

Ursachen sind meist über Jahre andauernde, stetig steigende berufliche Belastungen, ein hoher Konkurrenz- oder Leistungsdruck, Angst vor Verlust der hart erarbeiteten Position, steigende Verantwortung und zunehmender Verzicht auf die Verwirklichung eigener Wünsche und Lebensziele. Es entsteht das oft zitierte „Hamsterrad“, aus dem ein Entrinnen unmöglich erscheint. Das Gleichgewicht zwischen den Anforderungen des Berufs und der persönlichen Lebensverwirklichung (life-balance) wird nachhaltig gestört.

Bereits ein beginnender Burnout-Prozess ist mit Symptomen verbunden, die, wenn sie rechtzeitig erkannt werden, ein frühzeitiges Umsteuern ermöglichen. Nachfolgend werden einige häufige Warnsymptome genannt, die auf den Ebenen, Körper – emotionales Erleben – soziales Leben, erscheinen.

Warnsymptome des Körpers

  • Verdauungsbeschwerden
  • Herzrasen
  • Bluthochdruck
  • Engegefühl in der Brust
  • Schlafstörungen
  • Erektionsstörungen
  • Migräne
  • Tinnitus
  • Rückenschmerzen
  • Essstörungen
  • Gewichtszunahme
  • Gewichtsabnahme
  • Muskuläre Verspannungen
  • vermehrtes Schwitzen
  • und mehr

Warnsymptome im emotionalen Erleben

  • Nachlassen der Konzentration
  • Erschöpfungsgefühl
  • erhöhte Reizbarkeit
  • Depression
  • Angstgefühle
  • Apathie
  • Nachlassen der Fähigkeit Gefühle zu empfinden
  • Lustlosigkeit
  • Freudlosigkeit
  • Antriebsminderung
  • Verlust von Libido
  • innere Unruhe
  • Getriebensein
  • und mehr

Warnsymptome im sozialen Leben

  • Sozialer Rückzug
  • Beziehungsprobleme
  • Reizbarkeit mit erhöhter Aggressivität
  • Interesselosigkeit mit Aufgabe von Freizeitaktivitäten
  • und mehr

Besonders problematisch ist ein häufig damit einhergehender Gebrauch von Suchtmitteln wie Nikotin, Alkohol, Tranquilizer oder Drogen mit dem Zweck, die Überforderung weiter auszuhalten zu können.

Wer ist für ein Burnout gefährdet, was sind Risikofaktoren?

Risikofaktor Arbeitsplatz: Ein zentraler Mechanismus für die Entwicklung eines Burnout ist das Missverhältnis von Verantwortung und Kontrolle. Ein Mitarbeiter, der über ein hohes Maß an Verantwortung verfügt aber über wenig Möglichkeiten, Prozesse zu beeinflussen, ist sehr gefährdet für ein Burnout. Das Gefühl, ohnmächtig den Arbeitsabläufen ausgeliefert zu sein, macht krank. Ebenso sind die zunehmende Verdichtung von Arbeitsabläufen (zum Beispiel hohe E-Mail Dichte), häufige Umstrukturierungen, unklare Zuständigkeiten und die Auflösung der Grenze Arbeit-Zuhause durch Home-Office (7 Tage, 24 Stunden) bedeutsame Risikofaktoren. Die Person des Vorgesetzten wird zum Risikofaktor, wenn sie nicht hinter dem Mitarbeiter steht, unklare Aufgaben und Rollenzuschreibungen verteilt sowie wenig Anerkennung äußert. Besonders belastend sind Mobbing- und Bossingsituationen.

Nicht alle Menschen sind für die Entwicklung eines Burnout gleich gefährdet. In der Persönlichkeit des einzelnen begründete Risikofaktoren sind: Perfektionismus, hoher Idealismus, geringes Selbstwertgefühl mit ausgeprägtem Bedürfnis nach äußerer Anerkennung, geringe Stressbewältigungskompetenz u.a. Die Schwäche, „nein“ zu sagen, sich abzugrenzen ist ebenfalls ein Risikofaktor, weil er zur Übernahme von Aufgaben führt, die nicht mehr zu bewältigen sind, der Berg wird immer größer. Belastungen im privaten Umfeld zum Beispiel durch Erkrankungen, Trennungen, Todesfälle führen zu einer geringeren Belastbarkeit im Beruf und können einen Burnout Prozess zusätzlich verstärken.

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Aus den Risikofaktoren ergeben sich die Schutzfaktoren, also Lebensumstände, die präventiv ein Burnout verhindern oder einen bereits angestoßenen Burnout-Prozess umkehren können. Wesentlich ist dabei, dass die Warnsymptome bekannt sind und durch eine Sensibilisierung für dieses Thema verstanden werden. Dann ist es möglich, frühzeitig dem krankmachenden Prozess entgegenzuwirken. Eine gut laufende Partnerschaft, eine weitgehend harmonische Familie stellen eine sehr starke Ressource dar, ebenso wie die Pflege von Freundschaften und anderen sozialen Kontakten zu Menschen, mit denen gemeinsame Interessen, Hobbies geteilt werden. Die Wahrnehmung eigener Bedürfnisse ermöglicht es im Sinne einer gesunden Selbstfürsorge, eine gute Balance zwischen den Belastungen im Beruf und der Entfaltung eigener Lebensaktivitäten zu finden. Auf der körperlichen Ebene ist es wichtig, in die Entspannung zu kommen. Dabei können Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, progressive Muskelrelation, Qi Gong u.a. helfen. Eine Entspannungsmassage, Sauna, Meditation können je nach persönlicher Neigung ebenfalls zu Entspannung führen. Risikobereiche in der eigenen Persönlichkeit erfordern gegebenenfalls eine Psychotherapie. Wichtige Ziele dabei sind die Stärkung des Selbstwerterlebens mit einer besseren Fähigkeit zur Selbstwertregulation, der Mut authentisch zu sein und die Fähigkeit sich abzugrenzen, also „nein“ sagen zu können.

Doch auch bei den schützenden Faktoren geht es darum, das richtige Maß zu finden. Alles Gute kann auch schnell des Guten zu viel und dann zum Freizeitstress werden. Freude im Beruf oder an den privaten Aktivitäten ist sicherlich der stärkste Schutz gegen ein Burnout.

Autor

Dr. Ulrich Panradl – Frankfurt am Main
Arzt für Psychotherapeutische Medizin

Oktober 2017

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