Das Internet der Dinge – schöne neue Welt oder globale Gefahr?

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Der Kühlschrank befragt seinen Inhalt und ordert Nachschub. Die Waschmaschine kommuniziert mit der Wäsche, stellt automatisch sein Waschprogramm um und fragt das Wasserwerk nach dem aktuellen Härtegrad des Wassers. Derweil hat das Haus das Verlassen seines Besitzers zur Kenntnis genommen und minimiert den Energieverbrauch, indem es die Lichter ausschaltet, die Heizung regelt und überflüssige Elektronik im Stand-By Modus vollständig abschaltet. Das Internet der Dinge macht es möglich.

Die Vernetzung unterschiedlicher Gegenstände – Internet of Things

Entworfen wurde das Internet für die Kommunikation von Mensch zu Mensch. Mikrocomputer und steigende Vernetzung machen es mittlerweile jedoch auch möglich, Dinge vom Auto bis zu einer Handyhülle zu vernetzen. Sie können auf diese Weise Informationen austauschen und flexibel auf Situationen reagieren, statt lediglich automatisch einem festen Ablauf zu folgen. Natürlich ist das oben beschriebene Szenario heute fast nirgends Realität – technisch ist es allerdings problemlos zu bewältigen. Denn es bietet große Vorteile, wenn Geräte die Möglichkeit haben, Daten untereinander auszutauschen. Es ist sogar die Grundlage der sogenannten vierten industriellen Revolution, die sich unter dem Schlagwort Industrie 4.0 verbirgt.

Als Beispiel dient oft die schon seit Jahren automatisierte Produktion eines Autos. Wird es mit einem Chip versehen, können auf diesem alle wichtigen Informationen gespeichert werden: Was wurde bereits erledigt? Was ist der nächste Produktionsschritt? Welche Merkmale soll das Auto haben? Wünscht der Käufer beispielsweise Sonderausstattung, eine andere Sitzfarbe, besondere Reifen oder ähnliches? Diese Merkmale werden ausgelesen und jedes Auto kann innerhalb einer automatisierten Fertigung individuell behandelt werden. Kommt es zu einem Engpass an einer Station, weil zum Beispiel Material fehlt oder eine Maschine ausgefallen ist, erkennt das System diese sofort. Anstatt wie bei einem Fließband die komplette Anlage anhalten zu müssen, können andere Schritte vorgezogen werden. In Echtzeit entscheidet der zentrale Server, wie die optimale Vorgehensweise für jedes einzelne Auto ist und kann je nach Situation flexibel reagieren. Das erhöht die Auslastung und die Produktivität, minimiert die Fertigungskosten und verhindert Stillstand.

Von der Industrie in den Alltag

Wie das Beispiel deutlich macht, können durch das Internet der Dinge – aus dem Englischen mit IoT abgekürzt – enorme Kosten in der Produktion gespart werden. Deshalb ist es auch die Industrie, die zuerst die Möglichkeiten einer umfassenden Vernetzung genutzt hat. Mittlerweile werden jedoch immer mehr Gegenstände mit Netzwerkanschluss ausgestattet. Zuerst vor allem große Dinge wie Autos, mittlerweile gibt es jedoch bereits vernetzte Alltagsgeräte von der Wasch- über die Kaffeemaschine bis zum Kühlschrank. Dass Smartphone, Fernseher und Spielkonsolen permanent vernetzt sind, ist bereits die Regel und nicht mehr die Ausnahme. Auch intelligentes Smartphone Zubehör oder Gadgets, die sich über das Netzwerk steuern lassen, sind bereits weit verbreitet. Nicht zuletzt wird auch zunehmend Großelektronik an das Netzwerk angeschlossen – IP-Kameras zur Wohnungsüberwachung, die Heizung oder eine Alarmanlage.

Komfort versus Gefahren

Der Komfort ist die schöne Seite der neuen Welt. Doch Möglichkeiten bergen fast immer auch Gefahren. Es sind besonders zwei Situationen, die auf viele Menschen bedrohlich wirken: Was passiert, wenn das System versagt? Und was, falls jemand anderes darauf Zugriff erlangt? Beide Szenarien sind nicht zu vernachlässigen. Im Beispiel einer Heizung kann ein einfacher Sensor bereits zu einer Fehlinformation führen. Wird diese nicht erkannt, reagiert die Steuerung darauf vollständig falsch. Zusätzlich drohen Missverständnisse. Ein Kühlschrank könnte beispielsweise anhand einer Artikelnummer Eier bestellen. Die Liste ist jedoch nicht mehr aktuell – geliefert wird deshalb ein halbes Dutzend Fernseher. Weil die Logistik des Händlers ebenfalls automatisiert ist, fehlt eine menschliche Kontrolle, die im Zweifelsfall den Fehler schnell erkennen und beseitigen würde.

Eine wahre Katastrophe droht schließlich, wenn jemand von außen unbefugten Zugriff auf das Netzwerk erlangt. Die Überwachungskameras, die eigentlich dem Schutz dienen sollen, werden zu selbst installierten Spionagewerkzeugen. Ein Einbrecher kann die Alarmanlage von außen abschalten und sich – Zugangskontrolle sei Dank – sogar die Tür öffnen lassen. Über das Netzwerk könnte ein Kühlschrank so verändert werden, dass er Wertgegenstände an eine fremde Adresse bestellt. Der Betrug fällt erst Wochen später bei einem Blick auf die Rechnung auf. Viren können vernetzte Geräte infizieren und dazu nutzen, ungefragt Daten zu verschicken. Wird beispielsweise eine Homepage von hunderttausenden Küchengeräten gleichzeitig abgefragt, bricht die Infrastruktur schnell zusammen.

Schöne neue Welt oder der Weg in das Chaos?

Jede neue Technik muss in einem langjährigen Prozess sicher gemacht werden. Werden diese kritische Bedingungen angemessen berücksichtigt, bieten sich spektakuläre Chancen und Möglichkeiten. Das Internet hat bereits einen langjährigen Prozess mit steigenden Anforderungen an die Sicherheit durchlaufen. Das Internet der Dinge wird Realität, die Sicherheit wird entsprechend mitwachsen müssen.

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