Digitalisierung: Weiterhin enormer Rückstand in der Sozial- und Gesundheitsbranche

Notebook, Brille, Drücker und Stethoskop liegen auf einem Tisch
Immer mehr Betriebe setzen auf Digitalisierung. Leider jedoch noch nicht alle. Doch gerade in den Pflegebranchen würde die Digitalisierung von großen Nutzen sein. Foto: pixabay.com / rawpixel

Gerade in der Pflegebranche wird eine konsequente Digitalisierung eher skeptisch betrachtet. Dabei bieten gute Softwarelösungen auch hier erhebliche Chancen, die es von der Branche zu nutzen gilt. Eine konsequente Digitalisierung im Gesundheits- und Sozialwesen würde nicht nur dazu beitragen, dass Daten zwischen verschiedenen Stellen schneller ausgetauscht werden können, sondern könnte auch Mitarbeiter entlasten. Der größte Profiteur wäre an dieser Stelle aber der Patient, dessen Zeitaufwand sich minimiert.

Dabei würden sich die Vorzüge der Digitalisierung nicht nur in der Verwaltung bemerkbar machen. Sie wäre mit Sicherheit auch im häuslichen Alltag von Patienten allgegenwärtig. So könnten Pflegedienste Daten unterwegs schneller erfassen und neue Informationen rasch an Kollegen übermitteln. Doch trotz der erheblichen Chancen gibt es bei der Digitalisierung in der Pflegebranche einen erheblichen Nachholbedarf.

Bringt die Digitalisierung “mehr Hände am Bett”?

Davon ist Svea Schulz von MEDMEISTER überzeugt: “Zwar ist die Digitalisierung in der Gesundheitsbranche noch nicht in vollem Gange und liegt rund ein Jahrzehnt zurück. Doch gerade für die Branche selbst bringt der digitale Wandel viele Vorteile mit. Durch die elektronische Erfassung und Bearbeitung von Vorgängen wird der bürokratische Aufwand minimiert. In Zeiten, in denen das ganze Land vom Pflegekräftemangel spricht, ist das Gold wert.” Weniger Bürokratie bedeutet für die Pflegekräfte vor allem mehr Zeit für die Patienten.

Dabei ist unumstritten, dass die Branche Maßnahmen braucht, die zu einer konsequenten Entlastung der Mitarbeiter beitragen. Grund ist der steigende Pflegebedarf. Aufgrund des demografisches Wandels wird in den kommenden Jahren der Pflegebedarf weiter zunehmen. Gibt es jetzt rund 2,7 Millionen Pflegeplätze, wird der Bedarf 2030 schon bei 3,4 Millionen liegen. Um diesen Anstieg zu decken, braucht die Branche deutlich mehr Pflegekräfte. Insgesamt 620.000 Mitarbeiter sind erforderlich. Schon jetzt fehlen in der Branche zahlreiche qualifizierte Fachkräfte, wodurch immer wieder für die Patienten riskante Betreuungslücken entstehen.

Bürokratie wird weiter zunehmen

Doch nicht nur der steigende Pflegebedarf spricht für eine konsequente Digitalisierung im Sozial- und Gesundheitswesen. Wichtig ist diese auch aufgrund der immer größer werdenden Demokratie. Schon jetzt muss das Pflegepersonal einen Berg an Bürokratie bewältigen. Der damit verbundene Zeitaufwand ist hoch. Hier können digitale Lösungen eine erhebliche Entlastung schaffen.

Die Digitalisierung in der Pflegebranche hängt gut ein Jahrzehnt zurück. Gerade bei Kleinigkeiten fällt das auf. So fehlt es vielen Einrichtungen an einer schnellen Internetverbindung. Auch automatische Staubsauger, die Mitarbeitern einfach ein wenig Arbeit abnehmen können, sucht man hier vergeblich. Eine aktuelle Studie zeigt, dass der Sozial- und Gesundheitssektor in punkto Digitalisierung hinter dem Durchschnitt zurückhängt. Daran wird sich zumindest in den kommenden zwei bis drei Jahren wenig ändern. So geht eine Studie, die das Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hat, aktuell davon aus, dass der Gesundheitssektor auch 2022 bei der Digitalisierung gerade einmal 39 von 100 möglichen Punkten erhalten wird. Zwar setzen sich immer mehr Unternehmen in diesem Bereich mit der Digitalisierung und ihren Möglichkeiten auseinander. Bislang bleibt der Anteil hier aber gering. Dazu fehlt meistens eine konsequente strategische Handhabung, die diesen Wandel begleiten könnte.

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