Hitzefrei in der (Berufs-)Schule: Gibt es nicht mehr!

Ein Kind hält ein Schild hoch auf dem Hitzefrei steht
Was war das schön, als der Unterricht vorzeitig endete, weil die Temperaturen kaum auszuhalten waren. Hitzefrei war gestern. Foto: Bjoern Wylezich/Shutterstock.com

Es ist morgens um zehn. Das Thermometer zeigt bereits jetzt 28 Grad. Was der Schulleiter noch bestätigen muss, ist für die meisten sonnenklar: Es gibt Hitzefrei! Ein Tag voller Spaß. Doch das war gestern. Hitzefrei wie die meisten es kennen wird es in Zukunft nicht mehr geben.

Klare Regelungen

Das Schulministerium Berlin hat zu diesem Thema einen klaren Standpunkt: “Schule ist Pflicht! Der Ausfall oder das versäumen von Unterricht muss die Ausnahme bleiben. Darum gibt es kein Hitzefrei ab einer bestimmten Temperatur mehr.” Eine Abweichung gibt es allein in absoluten Ausnahmefällen: sollte kein, den Witterungsverhältnissen angepasster Unterricht konzentriert möglich sein, darf die Schulleitung zukünftig von dieser Regelung abweichen. Jedoch sind einige von dieser Regelung ausgenommen: Alle Schüler der gymnasialen Oberstufe, Schüler an berufsbildenden Schulen und Schüler, die den zweiten Bildungsweg einschlagen, sind von der absoluten Ausnahme ausgeschlossen.

Damals und heute

Eine Regel wie diese: “Wenn das hundertteilige Thermometer um zehn Uhr vormittags im Schatten 25 Grad zeigt, darf der Schulunterricht in keinem Falle über vier aufeinander folgende Stunden ausgedehnt werden.*”, wird künftig nicht fortbestehen. Das Hitzefrei in der klassischen Form (Unterrichtsabbruch und Hausaufgaben freier Tag) ist ohnehin in der heutigen Zeit seltener geworden. Das ist gewiss nicht überraschend. Früher war die Grundschule mittags vorbei in zumindest in Westdeutschland warteten Millionen von Müttern zu Hause mit dem Mittagessen. Da konnten die Kinder ruhig auch schon mal früher nach Hause kommen.

Heute sind in mehr als der Hälfte aller Familien beide Elternteile berufstätig, die Ganztagsschulen grassieren, es gibt zahllose Horte und in Bundesländern wie Niedersachsen oder Schleswig-Holstein gibt es das Konzept der verlässlichen Grundschule (jeder Unterrichtstag hat ein Minimum von fünf Unterrichtsstunden).

Kompromisse sind die Lösung

Im Saarland wurde 2006 der alte Hitzefrei-Erlass aufgehoben. Selbst an heißen Tagen findet der Unterricht statt. Das soll der Gewährleistung einer besseren Vereinbarung von Familie und Beruf dienen. Statt dem alten klassischen Hitzefrei, das die berufstätigen Eltern teilweise in Bedrängnis gebracht hat, gibt es im Saarland ein halbes Hitzefrei: Lehrer ziehen aus überhitzten Klassenräumen mit ihren Schülern an kühlere Orte, Klassenarbeiten fallen aus und es gibt keine Hausaufgaben. In Sachsen kann die Schulleitung Unterrichtsverkürzung anordnen oder die Pausen verlängern. Sowohl Unterricht im Freien als auch Projektunterricht außerhalb der Schule sind von den Schulministerien geschaffene Möglichkeiten, die einer besseren Auslastung dienen sollen.

Selbst die Stadt Berlin zieht mit: Wasseraktivitäten oder Biologieunterricht im Wald sind eine gute Alternative zum Hitzefrei und finden beispielsweise an der Schule am Falkplatz Anwendung. So wird auch in Zukunft der Unterricht optimal genutzt und Klassenräume werden nicht mit Schweiß geflutet. Eine Lösung mit der sich wohl fast alle anfreunden können.

*Zitat eines preußischen Direktors, 1892

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