Liquidität Definition und Unterscheidung: Liquidität 1. Grades, 2. Grades und 3. Grades

Münzen und Geldscheine auf einem Tisch
Liquide Mittel verschaffen einer Firma Sicherheit. Foto: JPA/Shutterstock.com

In ihrer Optimalform beschreibt die Liquidität die Fähigkeit eines Unternehmens, alle anstehenden Kosten pünktlich zu begleichen und gleichzeitig so wenig ruhendes Kapital wie möglich zu generieren. Da liquide Mittel einer Firma Sicherheit verschaffen, aber keine Renditen erzeugen, sind sie notwendig, leisten aber keinen Beitrag zu einem wirtschaftlichen Fortkommen der Firma. Bis zu einem gewissen Maß ist Unternehmensführung immer ein Risikogeschäft, so dass Rücklagen in zu großer Höhe eher unerwünscht sind.

Das Konzept der Liquiditätsgrade und sein Nutzen

Die Berechnung des Levels der Liquidität ist eine Möglichkeit, potentiellen Investoren einen zukunftsweisenden Einblick in die Geschäftsbilanzen zu geben, indem man das kurzfristige Fremdkapital zum kurzfristig verfügbaren Vermögen des Unternehmens in Relation setzt. Mit Hilfe dieser Kalkulation kann letztlich bestimmt werden, inwiefern es der Firma möglich ist, die anstehenden Rechnungen zu bezahlen. Der Berechnung der jeweiligen Liquiditätsgrade (Grad 1, Grad 2, Grad 3) erfolgt dabei jeweils nach dem identischen Prinzip, jedoch unter Hinzuziehung verschiedener zusätzlicher Faktoren. Im Folgenden sollen die Liquiditätsgrade näher erläutert werden.

Die Liquidität 1. Grades

Die Liquidität 1. Grades setzt dem kurzfristigen Fremdkapital ausschließlich jene Geldquellen gegenüber auf die sofort zugegriffen werden kann. Bei diesen unmittelbar verfügbaren Finanzmitteln handelt es sich um folgende Posten:

  1. die Bargeldwerte
  2. die vom Girokonto zu nutzenden Mittel
  3. jene Aktien im Besitz des Unternehmens, die kurzfristig veräußert werden können

Die Liquidität 2. Grades

Der Begriff des kurzfristig verfügbaren Vermögens wird bei der Berechnung der Liquidität 2. Grades etwas weiter gefasst als beim vorherigen Konzept und es werden die Teile des Umlaufvermögens mit einbezogen, die nicht unter den Sammelbegriff der “Vorräte” fallen. Ergänzt werden zur Berechnung der Liquidität 2. Grades insbesondere die sogenannten kurzfristigen Forderungen und teilweise auch das “sonstige Vermögen”.

Die Liquidität 3. Grades

Bei der Berechnung der Liquidität 3. Grades geht man noch ein Stück weiter und wertet auch die im Lager des Unternehmens befindlichen Sachvorräte als kurzfristiges Vermögen, denn auch diese können ja potenziell innerhalb kurzer Zeit zur Bezahlung anstehender Forderungen nutzbar gemacht werden.

Der Aussagewert der Liquiditätskennzahlen

Die Liquiditätskennzahlen sind ein probates Mittel, um einem Außenstehenden einen gewissen Einblick in die Finanzlage des Unternehmens zu gewähren. Als potentieller Investor muss man sich allerdings über die Begrenzungen des Aussagewertes dieser Kennzahlen bewusst sein, die sich insbesondere aus den folgenden Gründen ergeben:

  1. Die Zahlen spiegeln nur die Deckungsverhältnisse am Bilanztag wider und das durch die Zahlen beschriebene Verhältnis ist immer nur ein Durchschnittswert. Nicht alle potentiellen Verbindlichkeiten sind aus der entsprechenden Bilanz sichtbar. So können weitere Forderungen, wie Steuernachzahlungen oder Lohnzahlungen fällig werden, die aus der punktuellen Berechnung nicht ersichtlich werden. Insbesondere bei saisonalen Betrieben kann die Bilanz des Unternehmens durch taktische Wahl des Bilanzstichtages “verbessert” werden. Weitere bilanzpolitische Mittel können außerdem vom Unternehmen nutzbar gemacht werden (etwa: Kreditgewährung durch den Konzern kurz vor dem Stichtag; Wahl der Beschaffungstermine).
  2. Eine potenzielle Übertragung von Unternehmensmitteln als Sicherheitsleistung ist aus den punktuellen Liquiditätskennzahlen nicht ersichtlich und eben so wenig lassen sich aus ihnen eventuelle Abtretungen oder Pfändungen von Unternehmensmitteln herauslesen.
  3. Es besteht immer die Möglichkeit einer fehlerhaften Bewertung der aufgeführten Bilanzposten, die den üblichen Liquiditätsgesichtspunkten nicht entspricht.
  4. Dem Unternehmen eventuell gewährte kurzfristige Kredite können die Liquiditätskennzahlen in die Höhe treiben. Die Bilanz selber ist aber hier ebenfalls nicht wirklich aussagekräftig, da die Möglichkeiten der Prolongation oder Substitution aus den nur punktuellen Bilanzen nicht ersichtlich sind.

Fazit

Die Hinzuziehung von Liquiditätskennzahlen ist insbesondere dann ein probates und aussagekräftiges Mittel, wenn die Rahmenzeit der Berechnung verschiedene Perioden umfasst. Der potenzielle Investor sollte die Werte vergleichbarer Unternehmen (entsprechend der Branche, Größe und Rechtsform) hinzuziehen, um sich einen tiefergehenden Einblick in die Materie zu verschaffen.

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