Maslowsche Bedürfnispyramide – Pyramide nach Maslow

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Der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow (1908 bis 1970) veröffentlichte ab 1943 eine Reihe Publikationen, die ihn zum Gründervater der damals neu aufstrebenden humanistischen Psychologie machten. Er nahm an, dass jeder Mensch von Grund auf gut sei, und dass Boshaftigkeit erst aus der Missachtung der eigenen Bedürfnisse entstehe.

Sein weltberühmtes psychologisches Konzept der Maslowschen Bedürfnispyramide strebt die seelische Gesundheit der Menschen durch ein ganzheitliches Konzept an. In diesem reicht eine Befriedigung elementarer Bedürfnisse wie Essen, Schlafen usw. nicht aus, um einen gesunden und glücklichen Menschen hervorzubringen. Auch die individuelle Selbstverwirklichung ist ein zentrales Element von Maslows Bedürfnishierarchie.

Maslowsche Bedürfnispyramide

Die Grundidee

Abraham Maslow (Maslowsche Bedürfnispyramide)
Abraham Maslow (Quelle: Wikipedia)
Die Maslowsche Bedürfnispyramide gliedert sich zunächst einmal in zwei unterschiedliche Bedürfnistypen. Diese werden als Defizitbedürfnisse oder auch Defizit-Motive und als Wachstumsbedürfnisse oder auch Wachstums-Motive bezeichnet. Die breite Basis der Pyramide wird durch die Defizit-Motive gebildet. Ihre Missachtung ruft nicht nur psychische, sondern auch physische Erkrankungen hervor. Die Defizit-Motive werden entsprechend ihrer Dimension aufsteigend in physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, Soziale- und schlussendlich Ich-Bedürfnisse untergliedert.

Der zweite Bedürfnistypus sind die Wachstums-Motive. Die Wünsche stehen an der Spitze der Pyramide und werden erst von den Menschen beachtet, wenn alle Defizit-Motive ausreichend befriedigt wurden. Die Wachstums-Motive werden ihrerseits in zwei Gruppen untergliedert, die Selbstverwirklichung und die Transzendenz.

Der Umfang dieser ist grundsätzlich grenzenlos, denn sobald ein Wunsch erfüllt ist, erwächst zugleich ein neuer. Dieser unendliche Regress stellt die Motivationsgrundlage der Menschen dar. Werden die Wachstums-Motive nicht erfüllt, können sich psychische Krankheiten einstellen und eine allgemeine Reduzierung der Motivation. Typisch sind Depressionen, aber auch das burn-out Syndrom könnte durch eine Vernachlässigung der Wachstums-Motive ausgelöst werden.

Die verschiedenen Bedürfnisse im Detail erklärt

Die Maslowsche Bedürfnispyramide verdeutlicht durch ihre graphische Darstellung, dass es eine festgelegteBedürfnishierarchie gibt. Die Defizit-Motive werden stets vor den Wachstums-Motiven befriedigt. Und auch innerhalb der beiden Kategorien gibt es eine strikte Hierarchie.

maslowsche bedürfnispyramide
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Physiologische Bedürfnisse

Die physiologischen Bedürfnisse umfassen zum einen Elemente, über die der Mensch selbst nur selten nachdenkt, wie den Sauerstoff zum Atmen und die zum Leben notwendigen ertragbaren Temperaturen. Aber auch Bedürfnisse, die jeder aktiv zu stillen sucht. Darunter vor allem Durst, Hunger und Schlaf sowie das Sexualverhalten. Klassisch für alle Defizit-Motive ist, dass sie tagtäglich oder zumindest in regelmäßigen Abständen neu entstehen und wieder beachtet werden müssen.

Sicherheitsbedürfnisse

Auch das Verlangen nach Sicherheit gehört zu den Defizit-Motiven. Darunter zählt jedoch nicht nur die Sicherheit für Leib und Leben. Die Reduzierung der eigenen Ängste, sogar irrationaler Phobien, gehört auch in diese Kategorie. Das Sicherheitsbedürfnis umfasst sowohl die Vorsorge vor Krankheit und Pflegebedürfniskeit als auch indirekte Bedrohungen, wie die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes. Der Grad der Sicherheitsbedürfnisse ist dabei individuell verschieden.

Prototypische Vertreter der Sicherheitsbedürfnisse sind z.B. Personen mit Zwangsstörungen. Ein übertriebener Ordnungs- oder Reinlichkeitszwang zeigt das immanente Sicherheitsbedürfnisse der Menschen in einer krankhaften Form.

Soziale Bedürfnisse

Zwischenmenschlicher Kontakt, ob zur eigenen Familie oder zu einem Partner, als auch soziale Interaktionen fallen in diesen Bereich. Der Wunsch nach Liebe und Zugehörigkeit ist elementar in jedem Menschen verankert. Schon bei den großen Menschenaffen hat sich eine diffizile soziale Gesellschaft mit einer Bedürfnishierarchie entwickelt.

Menschen, die soziale Bedürfnisse nicht zu haben scheinen, gelten in unserer Gesellschaft als krank. Hierzu gehören Depressionen, Autismus und vieles mehr.

Des Weiteren muss der Begriff Liebe in diesem Zusammenhang differenziert betrachtet werden. Im Bereich der sozialen Bedürfnisse ist die platonische Liebe gemeint. Zwar ist sexueller Kontakt als Ausdruck der sozialen Verbindung möglich, jedoch wird der Geschlechtsverkehr von Maslow häufig als Element der physiologischen Bestandteile gesehen.

Ich-Bedürfnisse

Die Ich-Bedürfnisse stehen bereits an der Grenze zwischen den Defizit- und Wachstums-Motiven. Daher werden die Ich-Bedürfnisse klassischerweise in zwei Komponenten untergliedert.

    1. Die innere Komponente

Zu den inneren Ich-Bedürfnissen gehören neben Freiheit und dem selbstbestimmten Leben vor allem der Wunsch nach innerer Stärke und Selbstvertrauen. Aber auch Erfolg, der sich nicht nach äußeren Ansprüchen, sondern entsprechend der eigenen Vorstellungen bestimmt, ist Teil der inneren Komponenten.

    1. Die äußere Komponente

Die äußeren Komponenten haben ein soziales Element. Hier sind die Gedanken anderer und die soziale Stellung innerhalb der Gesellschaft von Bedeutung. Soziale Anerkennung aufgrund von Prestige, Aussehen, Ansehen und Status gehören dazu. Des weiteren sind die Wertschätzung und Achtung der Gesellschaft, als auch der Familie zu nennen.

Selbstverwirklichung

Das erste Wachstums-Motiv ist die Selbstverwirklichung. Die eigene Persönlichkeit zu finden und individuell zu entwickeln, kann unter dem Begriff Selbstfindung zusammengefasst werden. Vergangen ist die Zeit, in der Linkshänder in der Schule lernen mussten, mit der rechten Hand zu schreiben. Die individuellen körperlichen, sowie geistigen Potentiale werden direkt gesucht und selbst geformt.

Transzendenz

Die Transzendenz ist die Suche nach etwas außerhalb der eigenen Person. Religion, Philosophie und die Suche nach dem, was die Welt in ihren Bahnen hält, gehört in diesen Bereich. Sämtliche moralische Vorstellungen wie auch Güte, Gerechtigkeit und Selbstlosigkeit sind im Bereich der Transzendenz zu verordnen.

Kritikpunkte an der Maslowschen Bedürfnispyramide

  1. Die Untersuchungsmethode: Maslow stellte seine Theorie über die Bedürfnishierarchie nur aufgrund der Untersuchung bekannter Persönlichkeiten auf. Neben Albert Einstein, Eleanor Roosevelt, Frederick Douglass und Jane Addams zog er weder den normalen Durchschnittsbürger noch labile oder psychisch gestörte Personen in seine Theorie mit ein. Auch in seiner zusammen mit Raskin sowie Freedman durchgeführten Studie wurden erneut nur die psychisch sowie physisch gesündesten Studenten untersucht.
  2. Der von Maslow zugrunde gelegte Optimismus sorgte von Anfang an für Kritik. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass Boshaftigkeit nicht Bestandteil des menschlichen Charakters ist. Verhaltenstypische Merkmale wie Macht, Aggression und Dominanz werden gänzlich von Maslow vernachlässigt.
  3. Dass einmal gestillte Defizit-Motive immer aufs neue erwachsen ist ebenfalls nicht in der Theorie beachtet worden. Damit haben sie einen ganz anderen Charakter als die Wachstums-Motive, die eine längerfristige Befriedigung mit sich führen. Diese unterschiedlichen Charakterzüge wurden in der Pyramide nicht berücksichtigt.
  4. Die Maslowsche Bedürfnispyramide wird von der breiten Basis der physiologischen Bedürfnisse ausgehend schrittweise befriedigt. Daher ist die Transzendenz das, was immer als letztes von Bedeutung ist. Allein dies führt schon zu einigen Kritikpunkten an der Bedürfnishierarchie, da so in den Wirren des Mittelalters niemals Religionen hätten erwachsen dürfen. Doch gerade, wenn Menschen hungern und von Krankheit und Kriegen bedroht sind, hat sich die Religion für viele als Rettungsanker und fixes, stabiles Element der eigenen Welt dargestellt.
  5. Die Bedürfnishierarchie ist des weiteren an das westliche Denken angelehnt. Der eigene Status und die Individualität als zentrale Elemente sind jedoch bei der Untersuchung asiatischer oder vieler nativer Völker ungeeignet. Maslow bietet hierfür keine alternative Pyramide.
  6. Auch innerhalb der westlichen Kultur kann die Bedürfnispyramide nicht immer angewandt werden. Hungerstreiks, Selbstmord und das Märtyrertum und vieles mehr können so nicht erklärt werden.

Anwendung der Maslowschen Bedürfnispyramide

Die Maslowsche Bedürfnispyramide findet sowohl in der Psychologie als auch in der Philosophie und den Wirtschaftswissenschaften Anwendung. Mit dem Verständnis über die Bedürfnisse der Menschen, wie sie entstehen und in welcher Reihenfolge sie befriedigt werden, können sowohl psychologische Verhaltenstherapien als auch Marketingstrategien, die das Kaufverhalten einer Bevölkerungsgruppe bestimmen, untersucht werden. Dennoch hat im Laufe der Zeit dieBedürfnishierarchie zu einigen Missverständnissen in der Wissenschaft geführt.

So wurde sie 1957 von Chris Argyris falsch auf die Arbeitswelt angewandt. Heute wissen Unternehmen, dass produktive Arbeiter auch ihre Individualität ausleben können müssen. Neben dem Kündigungsschutz sind firmeninterne Kitas und Kindergärten Ausdruck dessen, dass teilweise Ich-Bedürfnisse und auch die Wachstums-Motive sogar physiologische Bedürfnisse übertreffen können.

Literatur:
https://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bed%C3%BCrfnishierarchie
http://viehweger.org/deutsch/gedanken/maslow.htm
http://www.bwl-wissen.net/definition/beduerfnispyramide
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MOTIVATION/Beduerfnis-Pyramide-Maslow.shtml

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