Produktionsfaktoren: Boden, Kapital, Arbeit, Wissen

Arbeit, Boden und Kapital gelten als "klassische" Produktionsfaktoren

Glühbirne und Hand
Für die Zukunft ist mit einer wachsender Bedeutung des Wissens als Produktionsfaktor zu rechnen. Foto: Peshkova/Shutterstock.com

Als Produktionsfaktoren werden in den Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftsgüter bezeichnet, die zur Produktion verwendet werden. Arbeit, Boden und Kapital gelten als “klassische” Produktionsfaktoren, die vor allem in der landwirtschaftlich geprägten Wirtschaftsordnung und in der Industrialisierung eine große Rolle gespielt haben. In der Gegenwart hat das Wissen eine große Bedeutung als Produktionsfaktor erhalten. Für die Zukunft ist mit einer wachsender Bedeutung des Wissens als Produktionsfaktor zu rechnen. Wissensmanagement wird zur wichtigen Aufgabe, um diesen Produktionsfaktor wirkungsvoll nutzen zu können.

Produktionsfaktor Boden

In der Geschichte stellte der Boden einen der wichtigsten Produktionsfaktoren dar. Bodenfläche ist unverzichtbar für die land- und forstwirtschaftliche Produktion von Lebensmittel und anderen Gütern wie Holz und Baumwolle. Über Jahrhunderte hinweg war der wirtschaftliche Erfolg von Volkswirtschaften vor allem durch den Ertrag der Böden abhängig. Landbesitz stellte daher eine wichtige wirtschaftliche Grundlage für die Gesellschaftssysteme dar. Die feudale Wirtschaftsordnung definierte sich geradezu über den Grundbesitz.

Zugleich befinden sich auf und unter der Erde zahlreiche Rohstoffe wie Kohle und Eisen, deren Gewinnung ebenfalls grundlegend für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen und Volkswirtschaften ist. Seit den Zeiten der Industrialisierung hat die verfügbare Bodenfläche vor allem Bedeutung für die Errichtung von Fabriken eine große Rolle erhalten. Die Verfügbarkeit von nutzbaren Bodenflächen ist daher bis heute ein wichtiger Standortfaktor geblieben, wenngleich die Bedeutung in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist, weil die Bodenfläche durch andere Produktionsfaktoren teilweise substituiert werden konnte.

Produktionsfaktor Arbeit

Ein weiterer klassischer Produktionsfaktor ist die menschliche Arbeit. Damit wird eine zielgerichtete und planmäßige, körperliche und geistige Tätigkeit bezeichnet, die zur Wertschöpfung dient. So muss das Feld bearbeitet werden, um Getreide anzubauen. Eisen muss geschmiedet werden, um beispielsweise Handwerkserzeugnisse oder Waffen zu schaffen. Erst durch die menschliche Arbeit entstehen Waren und Produkte, die wiederum von anderen Menschen genutzt und gehandelt werden können. Durch diese Transformation wird ein Mehrwert geschaffen, der schließlich die Grundlage für Lohn, Gehalt und den Gewinn des Unternehmers schafft.

Lange Zeit war menschliche Arbeitskraft vergleichsweise preiswert. Fehlende Regulierungen auf dem Arbeitsmarkt machten diesen Produktionsfaktor nahezu unbegrenzt verfügbar. Die dunklen Seiten stellten Ausbeutung, Sklaverei und Kinderarbeit dar, die in der westlichen Welt wesentlich zur Entwicklung des Wohlstandes beigetragen haben. Im 20. Jahrhundert hat sich die Arbeitskraft jedoch deutlich verteuert. Kosten für Arbeiter und Angestellte sind heute wesentliche Bestandteile in der Kostenrechnung eines Unternehmens. Dementsprechend groß ist der Trend, die menschliche Arbeitskraft durch andere Produktionsfaktoren zu ersetzen.

Produktionsfaktor Kapital

Neben den genannten Produktionsfaktoren spielt seit der Industrialisierung das Kapital eine sehr bedeutende Rolle. Damit werden zum einen finanzielle Mittel zur Bezahlung von Arbeitskraft und Bodenflächen bezeichnet, zum anderen werden unter dem Kapitalbegriff auch die Maschinen zusammengefasst, die in der Produktion von Gütern eingesetzt werden. Damit bezeichnet der Begriff sowohl die Geldströme und Investitionen als auch die Geräte und Maschinen, die durch Investitionen angeschafft werden. Als Leitmedium für die Volkswirtschaften wurde dieser Produktionsfaktor vor allem von den Marxisten in den Mittelpunkt ihrer Wirtschaftstheorie gestellt.

Zusammenspiel der klassischen Produktionsfaktoren

Die genannten, klassischen Produktionsfaktoren stehen in einer wechselseitigen Abhängigkeit. Bodenflächen sind notwendig, um Fabriken zu errichten und Rohstoffe zu gewinnen; in den Fabriken wird durch menschliche Arbeitsleistungen und durch Kapitaleinsatz die Produktion vorangetrieben, um Gewinn zu erzielen. Alle Produktionsfaktoren können sich dabei nur zum Teil gegenseitig kompensieren. Ein höherer Kapitaleinsatz kann zum verstärkten Maschineneinsatz führen und damit die benötigte Arbeitsleistung reduzieren – ganz ohne Arbeitsleistung geht es indes nicht. Ebenso können durch verstärkten Arbeitseinsatz die Bodenflächen intensiver bewirtschaften werden – ganz ohne Boden ist aber eine Produktion nicht möglich.

Der neue Produktionsfaktor Wissen

In jüngerer Zeit wird die Erkenntnis betont, dass Wissen zu einem vierten, überaus wichtigen Produktionsfaktor geworden ist. Denn für viele Arbeitsbereiche verliert der Einsatz von körperlicher Arbeitskraft dadurch an Bedeutung, dass die Kraft zehrenden Tätigkeiten immer mehr Maschinen und Computern übertragen wird. Stattdessen ist aber großes Wissen notwendig, um solche Maschinen und Computer zu konstruieren, zu programmieren und zu bedienen.

Eine helle Glühbirne liegt auf dem Tisch, im Hintergrund arbeitet jemand am Notebook
Das Wissen nimmt in der Wirtschaft immer mehr an Bedeutung zu und ist damit auch ein immer wichtiger werdender Produktionsfaktor. Foto: porover/bigstockphoto.com

Diese Entwicklung ist dabei nicht grundsätzlich neu – schon im ausgehenden Mittelalter wurde großer Wert auf Schulbildung gelegt, um fachkundige Arbeitskräfte heranzuziehen. Heute stellt sich diese Aufgabe angesichts der zunehmenden Digitalisierung mit besonderer Dringlichkeit. Wissen und Know-How wird zu einer der wichtigsten Ressourcen für den wirtschaftlichen Erfolg.

Tatsächlich ist in der Gegenwart deutlich zu erkennen, dass der Produktionsfaktor Wissen in besonderer Weise dazu geeignet ist, die anderen, klassischen Produktionsfaktoren zu substituieren. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse können die landwirtschaftliche Produktion deutlich steigern und die benötigen Bodenflächen reduzieren. Neue technische Erfindungen vermindern den Arbeitseinsatz. Schließlich ist es mit einem fundierten Wissen möglich, immer bessere Maschine zu konstruieren. Insbesondere die Digitalisierung kann unter dem Strich dazu beitragen, dass weniger Kapital in der Produktion eingesetzt werden muss. Viele Unternehmen haben daher erkannt, dass im sogenannten Wissensmanagement einer der zentralen Zukunftsherausforderungen liegt.

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