Spartenorganisation: Definition, Beispiel, Vor- und Nachteile

Männchen in einer Hierarchie
Die Spartenorganisation ist eine sehr verbreitete Form der Unternehmensorganisation. Gerade für sehr große Unternehmen bietet sich diese Form der Organisation an. Foto: Jure Porenta/Shutterstock.com

Definition: Die Spartenorganisation, auch “divisionale Organisation” oder “Geschäftsbereichsorganisation” genannt, ist ein unternehmerisches Organisationsmodell, bei dem auf der zweiten Ebene der Unternehmenshierarchie Teilbereiche, denen jeweils unterschiedliche Kompetenzen zugeordnet werden, entstehen. Diese Teilbereiche nennt man Sparten, Geschäftsbereiche oder Divisionen. Die Unterteilung kann z. B. nach Produkten (Produkt 1, Produkt 2…), Arbeitsbereichen (Einkauf, Marketing, Vertrieb…) oder Regionen (Deutschland Nord, Deutschland Süd, Europa, Asien…) vorgenommen werden. Alle Sparten unterliegen der Unternehmensleitung. Diese übernimmt eine Vielzahl an Aufgaben innerhalb des Unternehmens. Während sich die Divisionen um das operative Geschäft kümmern, ist die Leitung des Unternehmens für jegliche strategischen Entscheidungen zuständig. Darunter fallen u. a. die Planung langfristiger Ziele oder die Definition der Unternehmenspolitik. Zudem lenkt und kontrolliert die Unternehmensleitung die einzelnen Geschäftsbereiche, entscheidet über Personalfragen der Divisionsleitungen und regelt die Verteilung von Ressourcen an die einzelnen Sparten.

Darüber hinaus gibt es Zentralbereiche, die für alle Geschäftsbereiche zuständig sind, z. B. die Personal- oder Rechtsabteilung. Sie erfüllen allgemeine Unternehmensaufgaben und werden ebenso von der Unternehmensleitung gelenkt wie die Divisionen. Bei der Definition der divisionalen Organisation sind sowohl die zentrale als auch die dezentrale Spartenorganisation zu nennen. Bei der zentralen Organisation erhalten die wenigen kleinen Geschäftsbereiche nur wenig Autonomie. Bei der dezentralen Organisation bestehen sehr viele große und vielfältige Sparten, denen ein sehr hoher Grad an Autonomie zugesprochen wird.

Desweiteren findet eine Unterscheidung in Cost-Center, Profit-Center und Investment-Center statt.

Beim Cost-Center müssen die von der Unternehmensleitung festgesetzten Ziele mit einem möglichst geringen Ressourcenverbrauch erreicht werden. Der Einfluss der Spartenleitung ist nur sehr begrenzt bis gar nicht vorhanden.

Beim Profit-Center trägt die Spartenleitung die Verantwortung für die Produktionsmenge und den Verkaufspreis. Hierüber kann sie die Kosten und den Erlös steuern.

Beim Investment-Center hat die Spartenleitung zu den bereits vorhandenen Kompetenzen noch Einfluss auf den Kapitaleinsatz und kann somit auch über mögliche Investitionen entscheiden.
In der Praxis wird in der Regel das Profit-Center angewendet, da im Cost-Center die Autonomie der Geschäftsbereiche zu gering, im Investment-Center viel zu hoch wäre.

Beispiel einer Spartenorganisation

Das Prinzip der Geschäftsbereichsorganisation lässt sich gut am Beispiel von großen Einzelhandelsketten verdeutlichen. Hier erfolgt die Unterteilung in der Regel regionsabhängig. Ganz oben in der Organisation steht nun die Unternehmensleitung unter dem Namen XY. Daneben gibt es mehrere Zentralbereiche wie Einkauf, Marketing, Personal oder Recht. In der nächsten Hierarchieebene entstehen nun die Sparten der Regionen, z. B. Rhein-Ruhr, West, Mitteldeutschland etc. Diese Sparten werden dann noch weiter unterteilt in Gebiete, Bezirke, Filialen usw. Auch das Beispiel Automobilindustrie zeigt die Effektivität einer Spartenorganisation. Hier können die Divisionen z. B. in die Bereiche “Pkw”, “Lkw” und “Motorräder” unterteilt werden.

Vorteile der Spartenorganisation

Einer der größten Vorteile der divisionalen Organisation ist die relativ kleine und damit übersichtliche Einheit. Hierdurch entstehen kurze Informationswege. Die Mitarbeiter können sich durch mehr Handlungskompetenz besser mit dem Unternehmen identifizieren und sich effektiv um ihre Sparte kümmern. Das erhöht die Motivation deutlich. Die Autonomie der einzelnen Sparten gewährleistet eine höhere Flexibilität am Markt. Die verbesserte Kunden- und Produktorientierung erschafft Marktnähe und damit die Möglichkeit einer schnellen Reaktion bei Marktveränderungen. Durch die Einrichtung von Geschäftsbereichen entstehen auch für die Unternehmensleitung direkt einige Vorteile. Sie kann u. a. durch die jeweiligen Führungskräfte der einzelnen Sparten entlastet werden. Diese können durch das Fachwissen in ihrem Bereich strukturelle Anstöße für das strategische Denken der Leitung liefern. Da für jede Division eine separate Buchführung erstellt wird erhält die Unternehmensleitung schnell eine exakte Erfolgsbeurteilung der einzelnen Sparten und kann so ermitteln, welcher Geschäftsbereich besonders gewinnbringend arbeitet.

Nachteile der Spartenorganisation

Die vorhandenen, aber ungenutzten Synergien sind einer der Nachteile der Spartenorganisation. In mehreren Sparten wird teilweise zeitgleich dieselbe Arbeit ausgeführt, da die Spezialisierung der Synergiennutzung übergeordnet wird. Durch den benötigten Mehrbedarf an Leitungsstellen entstehen höhere Personalkosten. Ein nicht zu unterschätzender Nachteil ist der Spartenegoismus. Jede Sparte möchte die gewinnbringendste im Unternehmen sein. Der entstehende Wettbewerb unter den Divisionen kann einerseits das gesamte Betriebsergebnis verbessern. Andererseits kann auch die gesamte Entwicklung des Unternehmens behindert werden, wenn ein Geschäftsbereich zum Ziel der Gewinnmaximierung auf Kosten anderer Sparten immer mehr Ressourcen für sich in Anspruch nimmt. Weitere Nachteile sind mögliche Differenzen zwischen den Zielen der Unternehmensleitung und denen der Geschäftsbereichsleitung.. Letzten Endes muss das Unternehmen auch noch ein stimmiges “großes Ganzes” ergeben. Hierfür ist ein enormer Koordinationsaufwand von Nöten.

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