Steuerfachangestellte: Ausbildung, Gehalt und Weiterbildungsmöglichkeiten

Eine Steuerfachangestellte sitzt am Arbeitsplatz
Die Ausbildung zur Steuerfachangestellten ist abwechslungsreich und hat Zukunft. Foto: Antonio Guillem/Shutterstock.com

In regelmäßigen Abständen werden Berufe vorgestellt, die nicht vorwiegend mit Informationstechnologie zu tun haben. So wurde bereits der Beruf “Verwaltungsfachangestellte” vorgestellt. An dieser Stelle findet der Ausbildungsberuf “Steuerfachangestellte” Erwähnung. Interessant für alle, die sich für Steuern und Gesetzestexte begeistern können.

Wie lange dauert die Ausbildung zur Steuerfachangestellten?

Die Ausbildung zur Steuerfachangestellten dauert drei Jahre und kann unter bestimmten Voraussetzungen verkürzt werden.

Steuerfachangestellte erlernen den Beruf in einer „dualen Ausbildung“. Das bedeutet, dass die Ausbildung an zwei Lernorten stattfindet: Die Azubis lernen von dem ersten Tag an in einer Steuerkanzlei den praktischen Teil und parallel, in der Regel zwei Tage die Woche, den theoretischen Teil in einer Berufsschule. Das hat den Vorteil, dass die Azubis das theoretisch gelernte direkt in der Praxis anwenden können.

Oft fragen sich die Azubis, ob die Ausbildung verkürzt werden kann. Natürlich ist dies möglich aber nur unter bestimmten Voraussetzungen:

  • bereits vorhandene berufliche Vorbildung
  • gute schulische Leistungen vor oder während der Ausbildung
  • Wechsel des Ausbildungsplatzes

Sollte eine oder mehrere Voraussetzungen zutreffen, entscheidet jedoch immer noch der Ausbilder zusammen mit dem Auszubildenden, ob der Azubi seine Ausbildung verkürzt. Die Ausbildung als Steuerfachangestellte gehört zu den anspruchsvollsten Ausbildungen in Deutschland und es muss jedem Azubi bewusst sein, dass wenn er verkürzt, die Abschlussprüfung die gleich sein wird, wie von einem Azubi der die vollen drei Jahre lernt. Das bedeutet, dass der Azubi der verkürzt, selbständig den Stoff zu Hause erlernen muss.

Sollten beispielsweise die schulischen Leistungen und auch die Zwischenprüfung sehr gut oder gut sein, kann der Azubi mit seinem Ausbilder durch Vorlage der Zeugnisse und Zwischenprüfung einen Antrag bei der Steuerberaterkammer auf Verkürzung der Ausbildung stellen.

Wie hoch ist die Ausbildungsvergütung?

Natürlich frag sich jede angehende Steuerfachangestellte wie hoch die Ausbildungsvergütung ist.

Die Vergütung wird durch den Vorstand der Steuerberaterkammer festgelegt.

Die Steuerberaterkammer Westfalen Lippe hat aktuell die folgenden Vergütungen festgelegt:

  • 1. Ausbildungsjahr 650,00 €
  • 2. Ausbildungsjahr 700,00 €
  • 3. Ausbildungsjahr 750,00 €

Ab dem 01.01.2016 gelten folgende, neue Vergütungssätze:

  • 1. Ausbildungsjahr 750,00 €
  • 2. Ausbildungsjahr 800,00 €
  • 3. Ausbildungsjahr 850,00 €

Nach neuer Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts, darf jeder Arbeitgeber ab dem 01. Januar 2015 die Vergütungssätze um bis zu 20% unterschreiten. Damit dürfen für alle Ausbildungsverhältnisse – also auch für solche, die vor dem 01.01.2016 geschlossen wurden – ab dem 01. Januar 2016 folgende Mindest-Vergütungssätze nicht unterschritten werden:

  • 1. Ausbildungsjahr 600,00 €
  • 2. Ausbildungsjahr 640,00 €
  • 3. Ausbildungsjahr 680,00 €

WICHTIG: Die Ausbildungsvergütungen variieren von Steuerberaterkammer zu Steuerberaterkammer!!!

Hier noch ein paar weitere Vergütungssätze der anderen Steuerberaterkammern:

Steuerberaterkammer Sachsen:

  • 1. Lehrjahr bei 550 Euro
  • 2. Lehrjahr bei 650 Euro
  • 3. Lehrjahr bei 750 Euro

Steuerberaterkammer München:

  • 1. Lehrjahr bei 800 Euro
  • 2. Lehrjahr bei 850 Euro
  • 3. Lehrjahr bei 900 Euro

Steuerberaterkammer Hessen:

  • 1. Lehrjahr bei 750 Euro
  • 2. Lehrjahr bei 810 Euro
  • 3. Lehrjahr bei 900 Euro

Steuerberaterkammer Hamburg:

  • 1. Lehrjahr bei 650 Euro
  • 2. Lehrjahr bei 700 Euro
  • 3. Lehrjahr bei 750 Euro

Welche Fächer werden in der Berufsschule unterrichtet?

Schwerpunktmäßig werden die Fächer Steuerlehre, Rechnungswesen, Betriebswirtschaft und Wirtschaftsrecht vermittelt.

In dem Fach Steuerlehre lernt Ihr z.B. das Steuerrecht im Allgemeinen und natürlich die Berechnung der einzelnen Steuerarten – Einkommensteuer (ESt), Umsatzsteuer (USt), Gewerbesteuer (GewSt) und Körperschaftssteuer (KSt).  Auch die Abgabenordnung (AO) ist ein großes Thema.

Als Lehrbuch wird das Buch von „Bornhofen Steuerlehre 1“ und „Bornhofen Steuerlehre 2“  von vielen Berufsschulen bevorzugt. In diesen Büchern  werden die Themen:

  • Allgemeines Steuerrecht
  • Abgabenordnung
  • Umsatzsteuer

und

  • Einkommensteuer, Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer
  • Bewertungsgesetz
  • Erbschaftssteuer

erläutert.

Diese Bücher kann man z.B. bei Amazon kaufen:

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In dem Fach Rechnungswesen lernt Ihr im Großen und Ganzen das monatliche buchen von Geschäftsvorgängen und die jährlichen Buchungen, die für die Erstellung eines Jahresabschlusses notwendig sind. Dabei wird nach Steuerrecht und Handelsrecht unterschieden.

Auch hier wird das Lehrbuch von „Bornhofen Buchführung 1“ und „Bornhofen Buchführung 2“ gerne von den Berufsschulen verwendet. Hier werden die Themen:

  • Grundlagen der Buchführung für Industrie- und Handelsbetriebe

und

  • Abschlüsse nach Handels- und Steuerrecht
  • Betriebswirtschaftliche Auswertung
  • Vergleich mit IFRS

erläutert.

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In dem Unterrichtsfach Wirtschaftslehre lernt Ihr z.B. viel über das Ausbildungsrecht, Arbeitsrecht, Kaufvertragsrecht, Handelsrecht, Gesellschaftsrecht etc.
Auch die Themen Investitionen und Finanzierung und das Insolvenzrecht spielen eine große Rolle. Ferner erlernt Ihr noch etwas über die Volkswirtschaftlichen Grundlagen. Unter anderem werden elementare Dinge wie “Minimalprinzip + Maximalprinzip” gelehrt.

Aber natürlich gibt es auch Fächer wie Politik, Religion, Deutsch, Englisch, Datenverarbeitung und Sport.

In dem Fach Datenverarbeitung lernt man beispielsweise den Umgang mit dem Computer. Dort wird auch noch mal explizit auf die Programme Word und Excel eingegangen, damit man mithilfe dieser Programme den Arbeitstag in der Kanzlei besser meistern kann.

Für die ganze Ausbildung als Steuerfachangestellte und auch für das weitere Berufsleben benötigt man als Steuerfachangestellte die folgenden Gesetze:

  • Wichtige Steuergesetze
  • Wichtige Wirtschaftsgesetze
  • BGB

WICHTIG: Bitte achtet bei allen Büchern und Gesetzen immer auf die richtige Rechtslage!

In welcher Kanzlei kann man die beste Ausbildung absolvieren?

Natürlich fragt sich jeder: Wo kann ich am besten eine Ausbildung als Steuerfachangestellte absolvieren?

Jede Kanzlei hat seine Vor- und Nachteile:

Bei einer großen Kanzlei, wo z.B. noch Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte tätig sind, habt Ihr nicht nur die Möglichkeit, viele Mandanten aus unterschiedlichen Branchen zu betreuen sondern Ihr habt auch die Möglichkeit in verschiedene Aufgabengebiete reinzuschnuppern.

Kleinere Kanzleien haben oft den Vorteil, dass es in solchen Kanzleien wahrscheinlich etwas „familiäre“ abläuft als in einer großen Kanzlei mit vielen Angestellten und mehreren Chefs, wo sich meistens nicht jeder persönlich kennt. Kleinere Kanzleien bilden meistens auch nicht mehrere Azubis aus. Somit habt ihr dort die Chance, dass man explizit auf eure Stärken und Schwächen eingehen und diese weiter ausbauen kann.

Dann solltet Ihr euch genau über die Kanzleien informieren und auch darauf achten, was für einen Mandanten-Stamm die jeweilige Kanzlei betreut.

Sollte die Kanzlei z.B. nur Ärzte betreuen, werdet Ihr in der Praxis keine Bilanzen erstellen können sondern „nur“ Einnahmeüberschuss Rechnungen. Auch die Buchhaltung eines Arztes ist nicht so spektakulär wie z.B. von einer GmbH.

Solltet Ihr eine Kanzlei finden, die spezialisiert auf Land- und Forstwirte ist, werden Ihr viele Dinge lernen, die eine „normale“ Steuerfachangestellte nicht erlernen wird, da Land- und Forstwirte anders gebucht werden, als ein „normaler“ Unternehmer. Bei diesen Kanzleien werdet Ihr viel im Ausdienst tätig sein und Vorort z.B. die monatliche Finanzbuchhaltung erstellen müssen.

Fazit: Jede Kanzlei hat etwas, was die andere nicht hat. Am wichtigsten ist jedoch, dass Ihr euch eine Kanzlei aussucht, wo Ihr das Gefühl habt, gerne dorthin zu gehen. Denn nur wenn das Arbeitsumfeld passt, könnt Ihr eine gute Ausbildung absolvieren.

Wo findet man gute Ausbildungsplätze und Job-Angebote?

Viele Anzeigen für eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten findet Ihr bei der Agentur für Arbeit – Jobbörse. Auch in der Zeitung werdet Ihr viele Anzeigen finden. Aber auch auf der Seite der Steuerberaterkammer, stehen Anzeigen für einen Ausbildungsplatz drin. Auch Job-Angebote für nach der Ausbildung findet Ihr dort.

Wie schwer ist die Prüfung zur Steuerfachangestellten?

Bei der Ausbildung zur Steuerfachangestellten werdet Ihr zwei Prüfungen absolvieren müssen.

Zuerst findet nach eineinhalb Jahren die Zwischenprüfung statt. Die Teilnahme an der Zwischenprüfung ist die Voraussetzung zur Teilnahme an der Abschlussprüfung. Dabei bleibt unberührt, wie Ihr in der Zwischenprüfung abschneidet.

Die Zwischenprüfung dauert ca. 180 Minuten und beinhaltet drei Prüfungsfächer: Steuerlehre, Rechnungswesen und Wirtschaft- und Sozialkunde. Der Inhaltsstoff dieser schriftlichen Prüfung beinhaltet den Lehrstoff der ersten eineinhalb Ausbildungsjahre. Im Gegensatz zu der Abschlussprüfung, findet hier KEINE Mündliche Prüfung statt.

Nach drei Jahren Ausbildung findet dann die Abschlussprüfung statt. Die Abschlussprüfung umfasst drei schriftliche Prüfungen, wieder in den Fächern Steuerlehre, Rechnungswesen und Wirtschaft- und Sozialkunde und eine mündliche Prüfung die sich „Mandantenorientierte Sachbearbeitung“ auf dem Zeugnis nennt. Hier wird quer Beet alles abgefragt, was Ihr in den drei Jahren Ausbildung zur Steuerfachangestellten gelernt habt.

Der Schwierigkeitsgrad bei diesen Prüfungen hängt natürlich davon ab, wie viel und intensiv Ihr für diese Prüfungen lernt. Die Ausbildung zur Steuerfachangestellten gehört zu den schwersten Ausbildungen in Deutschland. Aber ich bin der Meinung, dass jeder, der etwas dafür tut, diese Prüfungen meistern kann.

Ist der Beruf der Steuerfachangestellten zukunftstauglich?

Der Beruf als Steuerfachangestellte ist einer der wenigen Berufe, die es immer geben wird. Denn Steuern wird es immer geben und somit auch die Steuerberater die auf die Steuerfachangestellten angewiesen sind.

Wo kann ich später als Steuerfachangestellte arbeiten?

Wer die Ausbildung zur Steuerfachangestellten absolviert hat, hat viele Möglichkeiten seinen Beruf weiter auszubauen.

Einmal gibt es die Möglichkeit eine Weiterbildung zur Steuerfachwirtin oder Bilanzbuchhalterin zu machen. Diese beiden Weiterbildungen kann man bereits nach zwei Jahren Berufserfahrung absolvieren. Wer diese Weiterbildungen geschafft hat, kann dann natürlich auch noch den Steuerberater machen. Es ist aber auch möglich, ohne Weiterbildung die Prüfung zum Steuerberater nach zehn Jahren Berufserfahrung zu absolvieren.

Natürlich könnt Ihr auch eine Weiterbildung zum Fachwirt in Lohn und Gehalt antreten, wenn Euch dieses Aufgabengebiet gefällt.

Als Steuerfachwirtin werdet Ihr bei den Steuerberatern weiterhin gebraucht. Als Bilanzbuchhalterin habt Ihr die Möglichkeit in die freie Wirtschaft zu gehen und in einem Unternehmen als Buchhalterin/Bilanzbuchhalterin zu arbeiten. Aber natürlich werden auch Bilanzbuchhalterin bei Steuerberatern gerne gesehen.

Wollt Ihr aber keine Weiterbildung machen habt Ihr auch die Chance, in die freie Wirtschaft zu gehen und als Buchhalterin zu arbeiten. Ihr könnt aber auch als Sekretärin oder Bürokauffrau tätig werden.

Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass eine Steuerfachangestellte viele Möglichkeiten hat sich weiterzuentwickeln.

Welche Aufgaben hat eine Steuerfachangestellte?


Zu den Hauptaufgaben einer Steuerfachangestellten gehört die Erstellung von Finanzbuchhaltungen, Lohnbuchhaltungen, Jahresabschlüssen und den dazugehörenden Steuererklärungen.

Die Erstellung der Finanzbuchhaltung beinhaltet:

Sortieren und Kontieren der Belege und diese in die EDV eingeben, Ggfs. Die Abgabe der Umsatzsteuer-Voranmeldung sowie die Klärung der Rückfragen mit dem Mandanten.

Die Erstellung der Lohnbuchhaltung beinhaltet:

Erstellung von Lohn- und Gehaltsabrechnungen, die Abgabe der Lohnsteuer-Anmeldung, die Meldungen der Sozialversicherungsbeiträge an die Krankenkassen sowie die Erstellung von Arbeitsverträgen.

Die Erstellung des Jahresabschlusses beinhaltet:

Die Finanzbuchhaltung auf Plausibilität zu prüfen. Ggfs. buchen von Rückstellungen sowie sonstige Buchungen die für den Jahresabschluss notwendig sind.

Die Erstellung der Steuererklärungen beinhaltet:

Die Zahlen für die jeweilige Erklärung (Umsatzsteuer, Gewerbesteuer und Körperschaftsteuer) in das Programm zu übertragen und an das Finanzamt zu übermitteln.

Bei der Erstellung der Einkommensteuererklärung wird der berechnet Gewinn aus dem Jahresabschluss eingetragen sowie die Sonderausgaben, Außergewöhnlichen Belastungen etc. und ggfs. weiteren Einkünften.

All dieses verläuft in der Praxis einfacher als in der Theorie, da die Berechnungen durch das jeweilige Programm vorgenommen werden. In der Berufsschule lernt Ihr, was das Programm berechnet und wisst somit genau, wie die jeweilige Steuer berechnet wird.

Sobald die Erklärungen an das zuständige Finanzamt übermittelt und von den Ämtern geprüft wurden, erhaltet Ihr zu den jeweiligen Erklärungen einen Bescheid. Die Prüfung dieser Bescheide und ggfs. das Einlegen von Einsprüchen gehören ebenfalls zu Euren Aufgaben.

Des Weiteren fallen allgemeine Verwaltungsaufgaben an, wie z.B. der Posteingang und Postausgang, Telefonate und Schriftverkehr mit den Mandanten, Finanzämtern und Behörden.

Welche Anforderungen bringt der Beruf der Steuerfachangestellten mit sich?

Als Steuerfachangestellte sollte man freude am Umgang mit Menschen haben sowie ein großes Interesse an Zahlen und Gesetzen. Zudem sollte man sauber und korrekt arbeiten.

Wie hoch ist das zu erwartende Gehalt nach der Ausbildung zur Steuerfachangestellten?

Wenn Ihr die Ausbildung zur Steuerfachangestellten absolviert habt, könnt Ihr mit einem Einstiegs Bruttogehalt zwischen 1.500,00€ und 2.000,00€ rechnen. Das Gehalt ist natürlich abhängig von der Größe des Betriebs und wie gut Ihr verhandeln könnt 😉

Das Gehalt steigt mit den Jahren. Abhängig davon ist natürlich auch Eure Leistung und Bereitschaft in der Kanzlei.

Solltet Ihr eine Weiterbildung machen, steigt das Gehalt natürlich noch mehr.

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