Wesentliche Vorteile und Nutzen von Warenwirtschaftssystemen

Ein Warenwirtschaftssystem dient der mengen- und wertmäßigen Darstellung von Warenströmen innerhalb eines Unternehmens. Foto: Halfpoint/Shutterstock.com

Die artikelgenaue Erfassung der Abverkaufsdaten am Point of Sale (POS) ist eine Voraussetzung zum Aufbau geschlossener Warenwirtschaftssysteme (WWS) auf der Handelsebene, insbesondere im Einzelhandel. Weitere Messpunkte für die Artikelbewegungen sind die Erfassung der Belieferungsdaten am Point of Receipt (POR) sowie die Erfassung der Bestellungen bei Lieferanten oder der Zentrale. Zu den Kernelementen geschlossener Warenwirtschaftssysteme gehören der Warenausgang, der Wareneingang, die Disposition, das Bestellwesen sowie das Marketing- und Managementinformationssystem.

Warenausgangsmodul

Die Aufgaben des Warenausgangsmoduls umfassen die artikelspezifische Warenausgangserfassung, die Warenbestandsverbuchung sowie die Erfassung von Verkäufer- und Kundendaten. Neben einer Steigerung des Service sowie der Verbesserung der Rationalität der Kassenabwicklung bietet das Scanning den Vorteil der automatischen Berücksichtigung von Preisänderungen, ohne die Produkte umzeichnen zu müssen. So werden Preisänderungen vom Host- bzw. Filialrechner automatisch an die Kassensysteme überspielt.

Darüber hinaus ist es möglich, automatisch Regallabels auszudrucken, sodass eine Umzeichnung der Artikel entfällt. In einem weiteren Schritt besteht die Möglichkeit, mittels elektronischer Regaletiketten Preisänderungen direkt vom Zentralrechner in die elektronische Regalbeschriftung zu laden. Hierbei hat jedes Etikett eine definierte Adresse. Diese wird via Funk vom Controller des Zentralrechners angesteuert und erhält somit die neuesten Preisinformationen. Vom Etikett wird dann ein Quittungssignal als Bestätigung rückgesendet.

Der Vorteil elektronischer Regaletiketten besteht neben einer Reduzierung des Auszeichnungsaufwands vor allem darin, dass sich die oft kritisierten Differenzen zwischen Regal- und Scannerpreisen ausschließen lassen und somit eine zeitgleiche Preisänderung an cen Regalen und in den Kassensystemen über alle Filialen möglich wird.

Die am POS erfassten Daten können dem Filial- bzw. Zentralrechner zur weiteren Verarbeitung zur Verfügung gestellt werden, wobei das Warenausgangsmodul zugleich die Schnittstelle zum Informationskreis Buchhaltung/Rechnungswesen bzw. Filialabrechnung darstellt. Darüber hinaus besteht am POS die Möglichkeit, mithilfe von handelseigenen Kreditkarten Kundendaten zu erfassen und diese durch Verknüpfung mit den Warendaten für spezifische Kundenanalysen und Direkt-Marketing-Aktionen zu nutzen.

Wareneingangsmodul

Die Aufgaben des Wareneingangsmoduls bestehen in er artikelspezifischen Wareneingangserfassung, dem Abgleich der Bestellung und gegebenenfalls Fehlermeldung sowie der Lagerbewertung und Bestandsführung.

Zur rationellen Wareneingangserfassung ist es unerläßlich, dass die Codierung ebenfalls auf Umverpackungen oder Mehrweg-Transportverpackungen angebracht ist, um einerseits eine automaische Bestellüberwachung durchführen zu können und andererseits bereits am POR die anfallenden Transportverpackungen und Umverpackungen zu erfassen.

Bei Eingang der Ware kann eine Rechnungskontrolle durch ERstellung einer Pro-Forma-Rechnung und Abgleich mit der Lieferantenrechnung erfolgen, wobei sämtliche Konditionen berücksichtigt werden sollten. Die dadurch entfallende manuelle Rechnungskontrolle bietet enorme Einsparungsmöglichkeiten für den Handel. Hier ist zugleich eine Schnttstelle zum Informationskreis Buchhaltung/Rechnungswesen gegeben.

Modul Disposition und Bestellwesen

Für Disposition und Bestellwesen ist es unter Heranziehung der aktuellen Artikelumsätze und Berücksichtigung von Bedarf, Lieferzeit, Lagerumschlagshäufigkeit, Mindestbestellmengen und Konditionen möglich, automatisch Bestellvorschläge zu generieren. Diese können einerseits direkt einen Bestellvorgang auslösen, so bei Artikeln mit relativ gleichmäßigem Abverkauf, die ständig beim gleichen Lieferanten nachgeordert werden. Auf der anderen Seite kann der Disponent jederzeit auf Basis seiner Erfahrung korrigierend eingreifen. Nach der Disposition erfolgt die automatische Bestellschreibung und Abspeicherung der Daten zur Überwachung von Bestellung und Wareneingangsavisen.

Zur Bestelloptimierung gehört neben der Bestellpolitik auch die Lieferantenauswahl. Hierbei ist der Einsatz von wissensbasierten Systemen möglich. Ziel ist es, durch Senkung der Bestellmengen sowie kürzere Bestell- und Belieferungsrhythmen die Bestände vor Ort zu reduzieren und dennoch eine ständige Warenpräsenz zu gewährleisten.

Marketing- und Management-Informationsmodul

Ziel des Marketing- und Management-Informationsmoduls ist die Ableitung von Führungsinformationen, Statistiken, Auswertungen. Dabei steht dem Entscheider eine Fülle von Software-Tools zur Verfügung, deren Spektrum von der Bereitstellung von Methoden und Modellen bis hin zur interpretativen Unterstützung durch Anbindung von Wissenskomponenten reicht. Nachdem Marketing- und Managementinformationssysteme aufgrund ihrer Komplexität in der Vergangenheit eher geringe praktische Bedeutung zukam, ist deren Relevanz in jüngster Zeit aufgrund DV-technologischer Entwicklungen angestiegen.

Konkrete Anwendungen stellen beispielsweise der Ausdruck von Inventurstatistiken, computergestützte Sortimentsanalysen, Space-Managementsysteme oder Preis- und Sonderangebotsanalysen dar. Das WWS kann im Rahmen der Inventurunterstützung eine Zählliste erstellen, die als Grundlage der physischen Bestandsaufnahme dient. Die Inventurdaten können dann, je nach technischer Ausgestaltung des EDV-Systems, manuell oder über mobile Datenerfassung erhoben werden.

Weiterhin ermöglicht der gespeicherte Datenbestand Artikelanalysen in Form von “Renner- und Pennerlisten” auf Artikelgruppen-, Warengruppen-, Abteilungs-, Filial- und Unternehmensebene. Dabei kann neben den Kriterien Absatz, Umsatz, Rohertrag auch der Deckungsbeitrag herangezogen werden.

Verkaufsflächenmanagement

Des weiteren ist mit der Erfassung artikelgenauer Abverkaufsdaten die Basis für ein computergestütztes Verkaufsflächenmanagement gegeben. Hierbei wird zunächst auf Basis einer vergleichenden Analyse der Regalstreckenanteile mit verschiedenen betriebswirtschaftlichen Kennziffern versucht, Regalflächen nach quantitativen Kriterien zu optimieren. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die gesamte Ladenfläche nach der Leistung einzelner Regale zu optimieren.

Auswirkungen von Preisänderungen

Von zentraler Bedeutung für das Handelsmarketing sind Informationen über Auswirkungen von Preisänderungen. Hierbei ist es möglich, auf der Basis von Scannerdaten Responsemessungen durchzuführen, die die Wirkung von Aktionspreisen, aber auch Werbemaßnahmen, Umplazierungen und Displayeinsatz verdeutlichen.

Analyseergebnisse sind dabei der Mehrabsatz des Sonderangebotsartikels, die Wirkung in der Folgeperiode, die Wirkung in der Artikel- oder Warengruppe sowie die Gesamteignung des Sonderangebots überhaupt. Neben den Formen der eindimensionalen Sortimentsanalyse bietet sich in Scannermärkten die Möglichkeit, temporär den Warenkorb je Kunde zu erfassen.

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