Als Käufermarkt wird ein Markt bezeichnet, auf dem das Angebot von Waren oder Dienstleistungen die Nachfrage übersteigt. Durch den Angebotsüberschuss sind die Käufer auf diesem Markt in einer sehr starken Position. Sie können sich zwischen unterschiedlichen Produkten entscheiden. Dadurch können sie günstige Preise und Konditionen durchsetzen. Wer etwas verkaufen will, muss der Macht der Käufer auf einem Käufermarkt einstellen, sonst kauft der Kunde bei der Konkurrenz. Tendenziell ist auf einem Käufermarkt mit sinkenden Preisen, hoher Qualität und großer Kundenorientierung zu rechnen. Der Gegensatz zum Käufermarkt ist der Verkäufermarkt, auf dem die Verkäufer eine starke Position einnehmen.
Käufermarkt führt zu größeren Marktorientierung der Verkäufer
Angesichts des großen Angebots von Gütern auf dem Käufermarkt ist der Käufer in der Lage, eine Auswahl treffen zu können. Aus der Vielzahl der angebotenen Waren und Dienstleistungen kann der Kunde auswählen, welche Angebote seinen Bedürfnissen, seinen Ansprüchen und seinen Preisvorstellungen entsprechen. Kann ein Verkäufer diese Anforderungen nicht erfüllen, ist es für den Käufer sehr einfach, bei einem anderen Verkäufer ein ähnliches Produkt zu erwerben. Grundsätzlich lässt sich beobachten, dass sich die Nachfrage vor allem auf qualitativ hochwertige Waren und Dienstleistungen zu niedrigen Preisen und zu günstigen Konditionen richtet.
Neben dem Angebotsüberschuss gibt es einen weiteren wichtigen Faktor, der einen Markt zum Käufermarkt macht: Auf einem Käufermarkt besteht keine Dringlichkeit. Der Käufer ist nicht zwingend darauf angewiesen, das Produkt sofort zu erwerben. Er kann den Kauf verschieben. So ist es möglich, den Markt zu beobachten, Informationen zu sammeln und auf ein besseres Angebot zu warten.
Um dauerhaft am Markt bestand zu haben, müssen sich die Verkäufer auf einem Käufermarkt mit Angebotsüberschuss sehr stark an der Nachfrage orientieren. Diese Marktorientierung führt dazu, dass Verkäufer eine Marktpolitik betreiben müssen, mit der sie ihre Produkte präsentieren. Dabei kommen insbesondere absatzpolitische Instrumentarien zum Einsatz.
Absatzpolitische Instrumentarien auf dem Käufermarkt
1. Der Preis
Einer der wichtigsten Faktoren auf dem Käufermarkt ist der Preis. Die Preise sinken, weil das Angebot von Gütern auf dem Käufermarkt die Nachfrage übersteigt. Die Verkäufer können keine hohen Preise verlangen, da die Käufer schnell und ohne größeren Aufwand ein anderes, günstigeres und preiswerteres Angebot finden.
2. Kundenorientierung
Nicht jedes Unternehmen ist jedoch in der Lage, die Preise in einem Umfang zu senken, die dem Preisniveau auf dem Käufermarkt entspricht. Beispielsweise können hohe Produktionskosten das Absenken des Preises unmöglich machen. In diesen Fällen reagieren die Verkäufer mit einer großen Kundenorientierung und versuchen, Produkte und Dienstleistungen so zu gestalten, dass die den Bedürfnissen und Ansprüchen der Käufer in einem besonderen Maße entsprechen. Wenn das Produkt darüber hinaus mit einem Mehrwert für den Kunden verbunden ist, den nur dieses Produkt erfüllt, kann gegebenenfalls ein höherer Preis erzielt werden.
3. Verknappung des Angebots
Einige Unternehmen gehen dazu über, die Produkte bewusst zu verknappen und so den Angebotsüberschuss abzubauen. Hochwertige Autos mit langen Lieferfristen, limitierte Ausgaben von hochwertigen Uhren und anderen Luxusgütern tragen dazu bei, dass der Verkäufer seine Position verbessert. Je weniger Produkte vorhanden sind, die die Käufer unbedingt erwerben wollen, desto mehr Einfluss bekommt der Verkäufer. Die Grenzen zum Verkäufermarkt sind fließend.
Voraussetzungen für den Käufermarkt
Da der Käufermarkt als besonders konsumenten- und verbraucherfreundlich gilt, sind die Einrichtung und die Erhaltung des Käufermarkts in vielen Bereichen der Wirtschaft wichtige Ziele der Politik. Die Aufgabe besteht vor allem darin, solche Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich Käufermärkte etablieren können.
1. Transparenz und Erreichbarkeit
Transparenz auf dem Markt ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Käufermarkt. Damit der Käufer seine Entscheidung treffen und seine Macht ausüben kann, muss er über Angebot und Preise informiert sein. Zugleich muss er andere, günstigere und bessere Angebote nutzen können. Freie Märkte mit umfassenden Informationsangeboten sind also wichtige Voraussetzungen für den Käufermarkt.
2. Kartelle verhindern den Käufermarkt
Viele Unternehmen versuchen immer wieder durch Preisabsprachen oder durch Vereinbarungen, die Produkte zu verknappen, die Macht der Käufer einzudämmen. Hier sind der Gesetzgeber und das Kartellamt gefragt, um mit geeigneten Maßnahmen solche Absprache zuungunsten des Käufers zu verhindern.
3. Deregulierung der Märkte
Schließlich sind Staat und Politik gefordert, mit möglichst wenigen Regulierungen in die Märkte einzugreifen. Je weniger ein Markt hinsichtlich der angebotenen Produkte und Dienstleistungen staatlich reguliert ist, desto leichter kann ein Käufermarkt etabliert werden. Deutlich war dieser Zusammenhang in den letzten Jahren auf dem Markt der Telekommunikation und auf dem Energiemarkt zu beobachten. Die Deregulierung hat zusammen mit dem großen Angebotsüberschuss zu einem Käufermarkt mit verbraucherfreundlichen Bedingungen und Preisen geführt.
Beispiele für den Käufermarkt
In den westlichen Überflussgesellschaften ist der Käufermarkt weit verbreitet. Denn sowohl bei der Lebensmittelversorgung als auch bei den unterschiedlichsten Angeboten von Konsumartikeln übersteigt das Angebot sehr oft die Nachfrage. So kann der Kunde im Lebensmittelgeschäft beispielsweise aus einem beinahe unüberschaubaren Angebot unterschiedlicher Nudeln wählen. In der Entscheidung für eine bestimmte Nudelsorte liegt die Macht des Käufers auf diesem Käufermarkt.
Im Lebensmittelbereich bleiben die Konsequenten gering. Deutlich spürbar ist die Macht des Käufers indes auf dem Automarkt, der ebenfalls zu den klassischen Käufermarkt zählt. Das große Angebot unterschiedlicher Autofabrikate führt dazu, dass Kunden eine große Auswahl haben. Sie können mit dem Verkäufer aus einer Position der Stärke verhandeln. Nicht selten gelingt es den Käufern, große Preisnachlässe oder besondere zusätzliche Serviceleistungen zu erhalten. Ein Verkäufer, der sich darauf nicht einlässt, bleibt auf seinen Autos sitzen, da der Konkurrent im Autohaus auf der anderen Straßenseite mit Sicherheit in besseres Angebot macht. Die Kunden kennen diesen Zusammenhang und nutzen ihn aus. Große Preisnachlässe sind daher auf dem Käufermarkt für Autos zur Regel geworden.
Gegenbeispiel: Gesundheitswesen als Verkäufermarkt
Im deutschen Gesundheitswesen hat sich indes ein Verkäufermarkt etabliert. Die starke staatliche Regulierung, Intransparenz bei den Preisen und ein knappes Angebot bei gleichsam hoher Nachfrage haben hier dazu geführt, dass Ärzte und Pharmaindustrie als “Verkäufer” mit ihrer Macht den Gesundheitsmarkt dominieren.
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